Die Geschichte eines Mörders

Freitag, 6. April 2012

Prolog


Über den Anfang.    Heute bin ich frei. Ich fühle mich gut und trotzdem ist da der bittere Nachgeschmack der letzten Monate. Mein verdrehtes Leben hat einen guten Menschen getötet. Er war ein Freund und, auch wenn ich mir das nur schwer eingestehen kann, eine Stütze. Dass er tatsächlich weg ist, dass ich nie wieder mit ihm reden werde, kann ich noch immer nicht hinnehmen. Andre Janneck  hatte jedes Recht zu leben.
Der preisgekrönte Autor Philip Roth schrieb in seinem Buch „Der Menschliche Makel“ über Stolz, Liebe und Anerkennung. Die europäische Literatur so schreibt er, beginnt mit einem Streit. Ja, ich stimme ihm zu und möchte ergänzen: Es geht nicht nur um Literatur, das ganze Leben beschränkt sich auf Gewinnen und Verlieren.
Für meinen Stolz bin ich durch die Scheiße gekrochen. Ich bin der lebende Beweis, dass man ohne Abgrund fallen kann, dass man laufen kann, ohne Boden unter den Füßen, dass man schuldig sein kann, ohne einen Finger gekrümmt zu haben. Ich, Kenneth Dürfeld, bin ein Mörder.
Stellt euch ein Glas vor, fünf Zentimeter hoch, angefüllt mit Wasser. Ich frage mich, wie viel damit passieren kann, schließlich ist das nur ein Glas mit Wasser. Sollte diese einfache Gegebenheit jedoch mein Leben beschreiben, so würde das Wasser jede Sekunde um einen winzigen Milliliter einer ganz unscheinbaren Flüssigkeit angereicht. Sie ist durchsichtig und passt perfekt zum glasklaren Wasser. Diese Zutat wird Minute um Minute mehr, bis das Wasser ungenießbar, giftig wird. Diese erst unbedeutende Kleinigkeit macht irgendwann einen ganz gewaltigen Unterschied, obwohl oberflächlich betrachtet, da noch immer nicht mehr ist, als ein Glas mit Wasser. Es braucht seine Zeit, doch irgendwann wird der Unterschied offensichtlich, irgendwann kann man die Veränderung nicht mehr leugnen und erst recht nicht aufhalten, nicht mal ihr, die ihr glaubt alles unter Kontrolle zu haben. Der Prozess mag unbedeutend beginnen, aber er endet mit einem Showdown der Extraklasse. Das ist mein Leben und die unerwünschte Zutat hat einen Namen: Mark.